banner

Unter “Impressum” finden Sie auch unsere Datenschutzerklärung gemäß DS-GVO...

Degeneration, Ethik- und Demokratieverlust...

Alles

Deswegen haben wir keine mehr. Lassen Sie uns dies ändern...

banner
line

Suggestivverführung...

Bereits seit 2005 sind auf dieser Seite die folgenden sechs Absätze über Szenarien zu lesen, wie sie uns auch heutzutage leider noch sehr bekannt vorkommen müssen. Lesen Sie also weiter - der Inhalt hat nichts von seiner Aktualität verloren; auf aktuelle Entwicklungen bezogene Anmerkungen zum Thema folgen danach...(*).

Die “halbseidene” Kunst der Suggestion ist in kapitalistischen Wirtschaftssystemen sicherlich ein sehr wesentlicher Marktfaktor, indem dem Verbraucher ein Bedarf “nahegebracht” wird, den es alsdann zu decken gilt. Dies ist an sich nicht zu beanstanden, solange eine angemesssene Chance des Konsumenten verbleibt, suggestive Botschaften zu erkennen bzw. hinterfragen. Ist diese Chance bei uns noch vorhanden ? Jeder, der etwas auf seine Urteilsfähigkeit hält, wird dies zweifellos deutlich vernehmbar bejahen. Viele Psychologen sind hier jedoch entschieden gegensätzlicher Auffassung. Ich meine, mit Recht. Suggestion - insbesondere die eskalierte - kann den Menschen bekanntermassen in seiner Freiheit so unmerklich einschränken, dass - vergleichbar einem Süchtigen - die eigene Urteilsfähigkeit keine Chance hat, deren eigentlichen Einfluss zu bewerten. Eine - gar nicht so seltene - Form eskalierender Suggestion in kapitalistischen Wirtschaftssystemen versucht beispielsweise dem Verbraucher ein Problem einzureden, dass er zuvor nicht hatte, um ihm dann als heilsamer Retter die Lösung zu verkaufen. Besonders bedenklich ist heutzutage, dass ganze Trends auf der suggestiven Ebene aufgebaut und unterhalten werden. D.h., es wird ein Bedarf erzeugt, für den zuerst “Erziehungsmassnahmen” ausgebracht werden. Hier - behaupten viele Psychologen zu Recht - wird zu oft unmerklich in die persönliche Freiheit des Einzelnen eingegriffen, der de facto ein Recht haben muss, auf schwer erkennbare “Trägersubstanzen” hingewiesen zu werden und der einen ausgeglichenen bzw. unverfälschten Angebotszugang zu Wirtschafts- und Kulturgütern besitzen muss.

   Der Hinweis auf den Aus- oder Umschaltknopf bei medialer Elektronikberieselung ist freilich genau so unsinnig, wie die Vorstellung, diesem “unsichtbaren” Problem wäre leicht beizukommen. Heiligt doch der Zweck die Mittel: Mag sein, dass wir an unseren niederen Trieben gepackt werden, wenn Schmuddel-Talkshows am Nachmittag oder Container-Eskapaden konsumieren, wir lassen uns dies aber gerne und bewusst gefallen! Und die spannungsbetriebene Hinführung zu den Werbepausen haben wir auch vollständig im Griff! Wirklich ? “Triebgesteuerte” Programmangebote haben mehrere Nebeneffekte: Sie sorgen dafür, dass andere Sender zur gleichen Zeit ähnliches Geschütz auffahren müssen, um ihre einzig interessierenden Quoten zu halten und somit eine erhebliche sende- und lebenszeitbezogene “Verstopfung” von logischen Zugangskanälen zum Zuschauer eintritt; zum anderen sind sie freilich eine Art “Suchtpotential”, das ein Wiedereinschalten garantiert So könnte man sich der einschlägigen, oft gehörten Argumentation der Programmdirektoren mit folgender Milchmädchen-Logik doch anschliessen: Auch wenn ich abhängig gemacht worden bin, ich hätte eh nichts besseres zu tun gehabt; läuft doch auf den anderen Programmen auch nichts anderes! Überzeugt ? - Von der Unsinnigkeit ?

   Freilich ist es naiv, zu glauben, dass Unterhaltungsprogramme heutzutage am Wohl des Zuschauers oder Zuhörers ausgerichtet werden. Deren Produzenten haben sich zu finanzieren und stehen im Wettbewerb. Aber dürfen hierfür - ohne staatliche Reaktion - Versumpfung, geistige und optische Bauernfängerei und Monopolisierung sowie hieraus resultierende Verstopfung kultureller Zugänge mit der Massgabe auf breitem Öffentlichkeitsniveau salonfähig werden, dass Fortschritt und Kultur eine deutliche Bremswirkung verspüren ? Dürfen die Grenzen zu einer Indoktrinationsgesellschaft, in der sich nichts mehr natürlich bzw. wirklich freiheitlich entfalten kann und nur der Anschein (dessen) zählt, tatsächlich in der Form verwischen, wie es derzeit geschieht ?

   Eine weitere Nebenwirkung der Suggestivverführung ist zumeist die Förderung von Verlogenheit, Vorspiegelung und Heuchelei, wenn sie denn ihrem obersten Leitziel zusätzlich dienlich ist: dem Profit. Eigentlich erscheint mir ja bereits das Argument verlogen, dass wir alle die Freiheit besitzen würden, “unerwünschten Angeboten” aus dem Wege zu gehen. Doch dies ist nicht der einzige, diesbezügliche Ansatz. Ob neuzeitliche Retortenband oder volksdümmlicher TV-Star, sie werden nimmer müde in den zahllosen Talkshows zu betonen, dass sich eine Million Käufer ihrer CD doch wohl nicht irren können. Wer den heutigen Einsatz der Musikindustrie für die über die einfache (früher übliche) Publikation der Scheibe hinausgehende Öffentlichkeitsarbeit betrachtet, der versteht sofort, warum allein die gekonnte Bekanntmachung eines - eventuell noch gleichwohl von fremder Hand handwerklich aufgefrischten (Tontechniker) - Dämlich-Songs ohne die geringste Substanz Verkaufszahlen auslöst, die Musik-Genies ohne entsprechenden Kapital-Push und den Auftritt in Doof-Sendungen völlig vergessen können. Auch wenn wir schon immer wussten, dass ein - an sich hörenswertes - Musikgenie mit deutlichem Hang zur Aufrichtigkeit eigentlich nichts im Musikgeschäft zu suchen hat, geht dies wohl in Ordnung !-? Doch! Ich befürchte, dass wir auch diese  kleine kulturelle Einschränkung des Verzichts auf derartige Künstler hinnehmen werden müssen. Dafür ist Bohlen’s “Nichts als die Wahrheit” (zum Zeitpunkt der Niederschrift dieser Zeilen) auf Platz 1 der gerade aktuellen Bücher-Hitparade gelangt; dies verschlimmert fast gar nichts mehr, aber der Titel stört mich doch schon sehr.

   Simon Fuller, der Erfinder der Sendung “Deutschland sucht den Superstar” hat in einer englischen Presseerklärung einmal (sinngemäss) gesagt: “Pop-Stars sind Marken, die man bis zum Letzten ausnehmen muß. Nimm eine Idee, blas sie bis zum absoluten Maximum auf und hol alles raus, was geht.” So werden gewinnträchtig Kandidaten- und Zuschaueremotionen produziert, die nur einem Ziel dienen: dem “anspruchsvollen Entertainement” des 3. Jahrtausends a.D. die Ehre zu erweisen.

   Damit man mich nicht falsch versteht: Subkulturen mit anspruchslosem Opportunitäts- und Kultpotential hat es immer gegeben; ihre Berechtigung in Randzonen wurde von mir nie in Frage gestellt; problematisch ist es allerdings dann um eine Gesellschaft bestellt, wenn sie vorwiegend Subkulturen zu bieten hat, also dermassen degeneriert, dass ihre subkulturellen Bewegungen zur übermächtigen und zentralen Mittelpunktkultur werden...(*)

Auch die kürzlich von einem Diskussionsteilnehmer geäusserte Einstellung, er drücke seinen Protest gegen die oben beschriebene Entwicklung dadurch aus, dass er z.B. gezielt Produkte meide, die von sog. “Prominenten” wie Frau Pooth, Herrn Becker und Konsorten beworben werden, könnte zum Nachdenken anregen. Ein Produkt mit einer dümmlichen Bewerbung sei ihm von Hause aus schon unsympathisch, den “Prominenten” durch den Produktkauf aber auch noch - und zwar für diese “Vorstellung” - zu finanzieren, sei ihm jedoch ein so unerträglicher Gedanke, dass das Produkt noch so gut sein könnte...

[Home] [Absichten-Ziele] [Allg.Übersicht] [Demokratie...] [Ethik] [Geldwirtschaft] [Gesellschaft] [Justiz] [Medien] [-Bewertungspor.] [-Facebook] [-F.J.Strauss] [-Günter Grass] [-Kachelmann] [-Medienkontrolle] [-M.Jackson] [-Musik] [-Sensationsgier] [-Strauss-Kahn] [-Suggestivverf.] [-Thilo Sarazzin] [Politik] [Themenausbl.] [Zukunftsvision] [Kontakt] [Impressum] [Migrationspakt] [Flüchtlingskrise]